Page 61 - CYC Clubjournal 2020
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  Vor 1932 gab es bereits Varianten der Segel- plätte. Man unterschied die Klassen A, B und C. Damit war nach Überzeugung v. Beulwitz ein fairer Wettbewerb jedoch nicht gegeben! Die Konsequenz, eine Einheitsklasse durchzu- setzen, war ihrer Zeit weit voraus und ver- dient höchsten segelsportlichen Respekt.
Während der um 1900 gezeichnete Marine- kutter militärischem Nutzen diente und eine 10 qm Wanderjolle aus der Mitte der 20-er Jahre ihrem Namen gerecht werden sollte, entnimmt man der von v. Beulwitz und Madl gezeichneten Einladung zur „Beteiligung an der Chiemsee Einheitsklasse“ in erster Linie Regattaabsichten. So heißt es wörtlich:„Die beiden unterzeichneten Vereine, CYC und WVF, haben sich die Aufgabe gestellt, ein bil- liges Einheitsboot herauszubringen, das auch unter den heutigen ungünstigen wirtschaft- lichen Verhältnissen einer möglichst grossen Anzahl von Seglern die Ausübung ihres Spor- tes ermöglicht und insbesondere die Heran- bildung des seglerischen Nachwuchses för- dern soll. Vor allem sollte mit diesem Boot die Pflege eines einwandfreien Wettsegelsports ohne grossen Geldaufwand ermöglich wer- den.“ Und weiter:„Die Liste der Einheitsklasse wird vom Wassersportverein Fraueninsel ge- führt. Die Eintragung und Nachprüfung der Boote erfolgt dort gegen Bezahlung einer Ge- bühr von RM 5.—. Mit der Eintragung ist die Zuteilung einer Nummer und des Klassenzei- chens verbunden.“
Wenn man vergleicht, dass der Alleskönner Pirat erst 1938, also 6 Jahre später als „10 qm Einheits Jugendjolle“ gezeichnet wurde und 10qm und 20qm Rennjollen Konstruktions- und keine Einheitsklassen waren, dann reift stolz die Erkenntnis, dass der Sportsgeist der Segler vom Chiemsee, allen voran v. Beulwitz als 1. Vorsitzender des CYC den Anstoß zur Gründung einer der ältesten, dokumentierten Regatta-Einheitsklassen gaben. Fokussiert man die Recherche auf „Einmannjolle“, dann schlägt die 10 qm Einheitsplätte 1932 vom Chiemsee selbst den Entwurf der berühmten O-Jolle von 1933 um ein Jahr.
Die erste, vom CYC in Auftrag gegebene Ein- heitsplätte wurde in der Bootswerft Madl auf der Fraueninsel gebaut und 1933 auf den Namen „Chiemo“ getauft. 1938, ein Jahr vor Beginn des 2. Weltkriegs zählte der CYC Be- stand 9 Motorboote, 28 Segelboote und davon immerhin 8 Einheitsplätten.
Nach dem Krieg feierte man Frieden und Frei- heit und so ging es auch mit dem Segelsport steil bergauf. Der CYC führte 1950 die „Baye- rischeWoche”unddie„Bayer.Meisterschaftin der 20qm Rennboot-Klasse” durch. Erstmalig wurden auch Sonderwettfahrten für „Ein- heitsplätten” und Schratzboote veranstaltet. Über 30 Plätten zählten die Regattafelder in diesen Jahren. Obwohl die Baupläne der Ein- heitsplätte 1944 und 1954 präzisiert wurden, geriet die Klasse in den Folgejahren dennoch in die Flaute. Die ersten Flying Dutchman
1953, die Triumphwelle des Star-Boots ab 1955 und erst recht ab 1963 die ersten der später großen Drachenflotte im CYC ließen das Plattboden Einheitsboot zu diesem Zeit- punkt tatsächlich alt aussehen und nach und nach in Vergessenheit geraten.
Anfang der 80-er Jahre begann für die Chiem- seeplätte, wie sie heute kurz genannt wird, der zweite Frühling. Der traditionelle Schiff- bau in Holz, die Rückbesinnung auf Tradition und Einfachheit und die vielfältige Verwen-


























































































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