Page 59 - CYC Clubjournal 2021
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 Harrharr. Es hätte so schön sein können, doch dann – typisch Chiemsee – wusste der Wind nicht mehr so recht, was er ma- chen sollte oder muss: kam von hier, von da, von nirgends.
Also: die flautentypische Seglerstellung einnehmen und schauen, was die anderen so machen: Auch nichts anderes als ich.
Doch, aber hallo und das gleich ganz anders, genau hin- schauen, ausnahmsweise mal nach achtern: Der SO und O und NO - Wind wollte sich den Kompass auch mal aus NW be- trachten; das gefiel ihm so gut, dass er das noch bisserl bei- behalten wollte und die vermeintlich hoffnungslos zurück- liegenden Teilnehmer rauschten auf uns zu, da wir dagegen machtlos, weil ohne Wind, zwischen den Inseln dümpelten. Im Endeffekt wurde dieses Gate eine zweite Startlinie, alle wieder weitgehend zusammen.
Auf dem Weg zur ersten Tonne ging dem Wind wieder etwas die Puste aus; schlechte Kondition, kein Wunder bei dem feh- lenden Training durch die stornierten Regatten der Chiem- seemeisterschaft. Das Runden der ersten Boje war denn auch durch seemännische Kommandos wie „Hej, paß doch auf“ und Kollisionsvermeidung geprägt.
Doch dann ein Wunder: Kurz nach der Boje begann sich das Wasser zu kräuseln, und es ging wieder vorwärts, und das immer besser. Rasmus hat wohl in seinem Handbuch für Chiemseemeisterschaft nachgeguckt, was da angesagt ist. Und das wurde richtig schön!
GENUSS-SEGELN UND SPEEDFAHRT STATT MEISTERAMBITIONEN
Rasmus schickte uns einen böigen Dreier mit unvorherseh- baren Drehern. Regattaspaß war angesagt, auch wenn man- che richtig arbeiten mussten. Ich selber muss gestehen, dass ich (Höhelaufen hin oder her – Chiemseemeister werd‘ ich dieses Jahr eh nicht) ein paarmal in den Böen abgefallen bin und auf die Logge geschaut habe, wie schnell‘s denn geht.
An der Stippel-Boje zeigte sich dann deutlich, wer mit den Drehern gut zurechtgekommen ist oder Überhöhe ersegelt und Zeit verloren hat: Der Abschnitt zur vorletzten Boje 3 in der Kailbacher Bucht und die Strecke weiter zur Tonne 4 und ins Ziel waren danach fast Genuss-Segeln. Fast, weil SUPpe- rInnen und dergleichen FreizeitkapitänInnen keine Ahnung davon haben, dass Segelboote keine Bremse haben, nicht rückwärtsfahren können oder auch nicht ins knietiefe Wasser ausweichen können.
Nach dem Zieldurchgang gab‘s für die ermatteten Segler eine kräftigende Wegzehrung für den Nachhauseweg. Auch Rasmus hat von dem Kraftfutter was abbekommen und wei-
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Schwert nach Hause segeln.
Auch im Namen der übrigen Teilnehmer bedanke ich mich bei allen Beteiligten des SCBC herzlich für die gelungene Ver- anstaltung.
  Vielleicht lässt sich das als Blaupause für die Chiemseemeis- terschaft 2021 umsetzen? Corona wird uns sicher noch über das kommende Jahr hinaus beschäftigen.
Bis zur neuen Saison hat‘s noch paar Tage. Bis dahin genießen wir den Chiemsee; nicht nur bei Sonnenschein, auch mal wenn‘s greislich ist und der Wind > 7 bft pfeift: Da können wir im Kopfkino ungestört, risikolos mit bisserl Herzklopfen und trocken segeln.
Und wie ging‘s weiter bei Frederick und seinen Mäusen? Als Frederick mit seiner Geschichte aufgehört hatte, klatschten alle und riefen: Frederick, du bist ja ein Dichter!
Frederick wurde rot und sagte bescheiden: Ich weiß es, ihr lie- ben Mäusegesichter!
 


















































































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