Page 69 - CYC Clubjournal 2020
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Journal 2020
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 mit einem 3er-Wind nach dem Start bis auf eine kleine Verschnaufpause des Rasmus vor Gstadt beste Segelbedingungen. Rasmus konzentrierte sich vorübergehend auf die dunklen Gewitterwolken über der Kampen- wand, schaffte es aber nicht, ein paar fiese Böen auf die Segler loszulassen; die WL hatte vorausschauend den Kurs verkürzt. Ätsch, Rasmus!
Die Hafentrophy des SRV lieferte dann erst- mals perfekte Segelbedingungen über die komplette Dauer, manchmal fast zu viel des Guten: Der Wind begann -wie am See üblich- mit schwachen 2 bft und steigerte sich dann auf 3-4 mit bis zu 6er Böen. Ade Genussse- geln, hallo Regattasegeln; das war natürliche Auslese! In der Ergebnisliste finden wir erst- mals auf den vorderen Plätzen die bekannten Namen.
Der SCPC wollte sich danach nicht lumpen lassen: Er deklarierte eine „richtig heftige“ Starkwindregatta als „Sommerregatta“, ob- wohl die Bedingungen eher herbstlich waren; schon vor dem Start regnete und nieselte es, der grüne See war voller Schaumkrönchen. Außer uns Regattaseglern war wohl niemand auf dem Wasser, der nicht musste. Start vor Prien bei 2 bft, Ablauftonne vor Harras, von da ging‘s raumschots Richtung Feldwies zu- nächst bei 3bft, auf etwa halber Strecke wur- den daraus in Böen > 5bft bei einer schönen (wenn man das mag) Gleitwelle von schräg hinten links (von backbord achteraus – sagt die Kleine Seemannschaft) . Für die einen war Gleiten angesagt, andere Mannschaften kämpften übertakelt bei bedrohlicher Schief- lage mit Spi und Gennaker und zeigten, dass bei solchen Bedingungen ein Ruder von zweien nicht immer wirksam genug ist.
Scheint die Sonne auf das Schwert macht der Segler was verkehrt
(Ruder reimt sich hier leider nicht)
Zehn Teilnehmer (von 69) kamen nicht ins Ziel, schlimm erwischte es das Team Bandt- low mit einem Mastbruch, das Korsar-Team schaffte es nach der Kenterung nicht mehr, das Boot aufzurichten. Soviel zum Thema Starkwindrevier Chiemsee.
Wie im letzten Jahr gab‘s auch in 2019 aller „Guten Windregatten drei“, wenn auch auf andere Vereine verteilt: Die Feldwieser konn-
ten bei ihrer 2019er Langstrecke (Nr. 5 der CM-Serie) die Schmach vom letzten Jahr (lange kein Wind, dann Abbruch wegen zu viel - bis 8 bft auf dem Wasser) wieder- gutmachen: Kachelmann unkte schon Tage vor der SCCF-Regatta was von Böen mit 45 km/h (besser geläufig auch als 6 bft oder 24 Knoten) und es kam wie vorhergesagt. Ein Ex- tralob an alle Teams, die heil über den Kurs gekommen sind und speziell an die Jollen- segler. Hier zeigte Wernsdörfer mit seinem 1. Platz, welches Potential in ihm steckt: Sein derzeitiger 31. Platz ist einer DNC-Wertung geschuldet, die letzten beiden Läufe der Chiemseemeisterschaft versprachen, span- nend zu werden.
Als nächstes ging‘s zum Weitseerennerts des WVF. Rasmus hatte wohl zu viel Klosterlikör probiert und war nicht willens, für die warten- den Segler aktiv zu werden. So hieß es für die Segler sieben akademische Viertelstündchen auf den Start zu warten. Rasmus besann sich dann doch zumindest vorübergehend auf seine Pflichten, ermöglichte den Start, Up- Down, nochmal Up-Down und alle, die es nicht rechtzeitig bei segelbarem Restwind ins Ziel schafften, müssen sich bei Rasmus‘ völlig überforderten Azubis beschweren, die keine Ahnung haben, wie Wind geht. Wer schon mal für die letzten 100 Meter zur Ziellinie 20 Mi- nuten gebraucht hat, weiß was ich meine.
Und wieder gab‘s keine Gesamtentschei- dung, auch wenn der Kandidatenkreis sehr übersichtlich geworden ist. Der Chiemsee- meister musste in der letzten Regatta beim 3- Buchten-Törn des SCBC ermittelt werden, ein Herzschlagfinale also.
Während der bisher sechs Regatten gab es viel Wind, sehr viel Wind, angenehmen Wind und auch mal wenig bis keinen Wind. Kann man das noch toppen? Ja, kann man: Der SCBC bestellt bei Rasmus für Anfang Septem- ber ein richtig greisliches Ende-Oktober-Wet- ter mit 10° C und anfangs Nieselregen sowie Schnee auf der Zugspitze. Aber der Veranstal- ter SCBC hat schlau verhandelt: Zum Aus- gleich gab es schönen, konstanten Segelwind mit vielen Drehern. Nur wer bei solchen Be- dingungen vorne mitsegelt, ist ein wahrer Chiemseemeister. Ganz offensichtlich hat Peter Wernsdörfer alles richtig gemacht, für Buchners Team auf der Bavaria waren die Be- dingungen bestens, Klaus Schreil konnte da dieses Mal nicht gegenhalten.
Grund zum Vor-Feiern gab es also schon in Breitbrunn; die „richtige“ Gesamt-Siegereh- rung mit Vergabe der Sonderpreise und Ver- losung der Sachpreise der Chiemseemeister- schaft–Sponsoren an alle Teilnehmer, die min- destens 5 Läufe mitgesegelt sind, findet wie gewohnt am 26.10.2019 um 18 Uhr im CYC Clublokal statt.
Das Gesamtergebnis liefert jede Menge Daten zur individuellen Auswertung und für die Suche nach einem Schuldigen: Im Zwei- felfall war’s zu viel oder zu wenig Wind. Oder der Yardstick ist schuld. Oder die Gruppenein- teilung des Bootes. Oder das neue Segel oder das alte. Oder der Windex hat geklemmt. Oder, oder ... Vielleicht lag’s aber auch ein- fach am Skipper und der sollte die Fehlersu- che bei sich selber beginnen. Jetzt haben wir bis zum Frühjahr 2020 Zeit, Bücher über Re- gattataktik oder Bootstrimm durchzuarbeiten (bitte nicht nur durchlesen!) und die aktuel- len Wettfahrtregeln-Segeln zu pauken.
 Foto: © Philipp Ott



















































































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