Page 106 - CYC Clubjournal 2020
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Vermischtes
 AUS DEN ALTEN MODELLSCHIFFEN
Das Restaurant des alten Seglerhauses, das im Jahr 2015 abgerissen wurde, schmückten alte Modellschiffe, die an der Decke aufgehängt waren. Anlässlich des Neu- baus wurden sie abgenommen und eingela- gert. Im neuen Seglerhaus war aufgrund von Designvorgaben kein Platz mehr dafür. Ab und zu wird mir noch die Frage nach dem Verbleib der Modellschiffe gestellt: „Wo sind eigentlich die alten Schiffsmodelle, die waren doch so schön?“.
ten Kaschemme die Verhandlungen. Dies er- folgte im vollen Bewußtsein der Verantwortung, einen günstigen Preis zu erzielen. Da jedoch die genossenen Fische nach einer alten Regel im Magen weiter zu schwimmen hatten, konnten wir nicht umhin, weitere badische Flüssigkeiten zu uns zu nehmen. Unser Blick für Antiquitäten und der Wertfindung wurde dadurch nicht ge- trübt. Nein, im Gegenteil, die Überredungskunst und die feurigen Argumente wegen der Minder- wertigkeit der zu kaufenden Ware wurden immer mannigfaltiger, was letztendlich dazu führte, daß der Verkäufer und Kaschemmenbe-
Während des Neubaus waren die Modelle, wie schon gesagt, eingelagert, und zwar im Technikraum des Kojenhauses. Hier blieben sie auch, bis mich Michael Wimmer, ehemali- ger Clubmanager des CYC und heutiger Schulleiter bei der CYS, am 7. Oktober 2016 anrief und fragte, ob er sich für seinen neuen Speisesaal in der Yachtschule ein„paar“ unse- rer Schiffsmodelle„ausleihen“ könnte. Gesagt, getan, fünf Schiffchen wurden in den Trans- porter der CYS verladen und abtransportiert. Nach einer umfassenden Restaurierung zie- ren sie seitdem als Leihgabe des CYC die Wände des neuen Speisesaals.
Die restlichen Modelle wurden verpackt und auf dem Dachboden des Seglerhauses sicher eingelagert, wo sie auf eine neue Verwen- dung warten.
Was wurde aus dem übrigen Inventar? Tische und Stühle wurden verkauft oder für wohltä- tige Zwecke gespendet, einige davon sind noch im Jugendraum im Einsatz. Die Beleuch- tungskörper sind immer noch im Technik- raum des Kojenhauses eingelagert. Die Ein- bauschränke aus dem ehemaligen WL Raum und dem Vorstandszimmer wurden wieder aufgebaut, und zwar in den Umkleideräumen, im Jugendraum und im neuen WL-Raum. Der große Tisch und die Stühle aus dem alten Vor- standszimmer sind immer noch im WL-Raum im 2. Stock des Seglerhauses im Einsatz.
Wie man sieht, es wird nichts weggeworfen. Richard Brandl
 Zuerst sei auch hier ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit erlaubt. Im Clubjournal 1972/1 beschrieb der damalige 2. Vorsitzende Walter Eppenauer den überaus „mühsamen“ Beschaffungsprozess für die alten Modelle.
Die erste (Reise) nach Lindau war durch die Spürnase unseres Gastronomes, Herrn Vollmer, veranlaßt. Am Montag, den 30. November 1971, starteten vier Herren des Vorstandes an den Bo- densee, um dort sehr gut erhaltene kunstvolle, alte Modellschiffe aus einer Nachtbar zu besich- tigen und evtl. zu kaufen. Gegen 11 Uhr kamen wir nach Lindau und da unsere Verabredung erst gegen 14 Uhr vereinbart war, konnten wir in Ruhe unser Mittagessen einnehmen. Als Speise wählten wir seltene Bodenseefische, deren Zubereitung längere Zeit in Anspruch nahm. Dies war ein Fehler, denn wir entdeckten sehr schnell einen ausgezeichneten badischen Wein, der durch seine Köstlichkeit und durch die schnelle Trinkfolge die vier Abgesandten aus dem Chiemseelande in verhältnismäßig kurzer Zeit zu einer Hochform auflaufen ließ. Das Essen mundete brillant, war jedoch nicht in der Lage, einen gewissen Promille-Stand zu senken.
Nach dem Mittagessen, im Hochgefühl der Er- oberer des Morgenlandes, begannen wir in einer dunklen, mit rotem Licht matt beleuchte-
sitzer mit seiner Begleiterin von unseren Forde- rungen immer mehr enttäuscht abrückte. Auch wir blieben standhaft, verabschiedeten uns mit dem Hinweis auf unser ernstgemeintes Gebot und fuhren leicht beschwingt in die Nacht hi- nein Richtung München.
Vor 14 Tagen erhielten wir den Anruf, daß man geneigt wäre, die Schilfe gemäß unserer Preisi- dee zu verkaufen. Unser Gastronom, Herr Voll- mer, hatte die Freundlichkeit, in einer Non-Stop- Fahrt die Kostbarkeiten zu holen. Ihm sei Dank gesagt an dieser Stelle für seine Mühe.
Zwischenzeitlich hatten sich schon Interessen- ten eingefunden, denen wir mit gutem Gewinn Gekauftes hätten verkaufen können. Auch hier blieben wir standhaft und bald werden die alten Koggen und hanseatischen Seekreuzer unsere Gaststätte schmücken.
Wer waren nun oben angegebene Personen? Nach Bekunden von Josef Laxganger waren dies Erwin Ludescher (Päsident), Walter Eppe- nauer (2. Vorstand), Josef Laxganger (Schatz- meister) und Hermann Kastner (Casinowart). Josef weiß auch noch zu berichten dass die „Überredungskünste“ im Wesentlichen darin bestanden, den Verkäufer gnadenlos herun- terzuhandeln.
  


















































































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