Page 86 - CYC Clubjournal 2021
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86| Gedenken
 Frau Weise trat im März 1964 in den CYC ein, am 15. Juni 2020 ist sie im Alter von 98 Jahren gestorben.
Es war eine turbulente Zeit. 1958 hatte ihr Gatte, Erich Weise, das Gelände mit dem Seglerhaus, der alten Bootswerft, der Wasserhalle und und den Bootshallen gekauft. Hans Huber hatte sich mit dem Neubau des Seglerhauses 1951 total über- hoben und war gezwungen den Großteil seiner Immobilien zu verkaufen. Erich Weise ließ die Werft und die Bootshallen abreissen und eine neue Halle, die heutige Winterlagerhalle errichten. Einige Jahre bewirtschaftete Familie Weise das Seg- lerhaus, bis das Areal mit allen Immobilien und Stegen 1964 an den CYC verpachtet wurde. 1970 verkaufte Erich Weise das Areal an den Chiemsee Yacht Club. Im Jahr 2005 wurden Erich Weise und damit auch seine Ehefrau Elisabeth zu Erhrenmit- gliedern ernannt.
Ich persönlich, und ich hoffe, es sind mir einige persönliche Anmerkungen gestattet, verbinde den Namen „Frau Weise”, und es war für uns immer „Frau Weise”, mit meiner Jugend im CYC. Der Abenteuerspielplatz „Lagerhallen”, an dem ich mir manchen rostigen Nagel eingetreten habe, wurde durch den Neubau zum Spielplatz, die hier aufgestellte Tischtennis- platte wurde zum Kindermagneten. Hier wurden manche Tur- niere ausgetragen, insbesondere der „Rundlauf ” zog immer ein Rudel von Kindern und Jugendlichen an. Familie Weise stellte uns ihr damaliges Boot, ein Weekend - von uns„Schap- fer” getauft - zur Verfügung, mit dem wir gefühlt Tag und Nacht unterwegs waren.
Anläßlich der Chronik zum 100. Geburtstag des CYC hatte ich Gelegenheit, mich mit Frau Weise zu unterhalten. Sie erzählte mir damals die folgende Geschichte:
Erich Weise hatte bezüglich des Lokals eigentlich überhaupt keine Ambitionen, was sich ja auch in der Bezeichnung „ein-
facher Kantinenbetrieb” widerspiegelt. Ein großes Lokal und viele Gäste waren ihm nicht recht, es war ihm am liebsten, wenn die Clubmitglieder und seine Mieter unter sich blieben, vor allem auch deshalb, damit seine Frau nicht so viel Arbeit hätte. Frau Weise führte nämlich inzwischen das Lokal. Eines Tages kam ein Gast und erzählte, dass vor dem Lokal einer stünde, der allen ankommenden Gästen vom Besuch des Lo- kals abrät, mit der Begründung, beim Fischer am See sei es bedeutend besser. Frau Weise wusste sofort, wer das war, na- türlich ihr Mann.
Und noch die folgende kleine Geschichte, die wohl zeigt, dass auch sie noch an die damalige Zeit dachte. Wir trafen uns, als sie Ihren Mann mit einem Rollstuhl durch unser Eingangstor schob. Ich begrüßte Sie, sie sah mich an und fragte wer ich sei. Ich sagte:„Ich bin’s, der Brandl Burschi“. Sie lachte und stellte verwundert fest:„Ich wusste gar nicht, dass Du schon so erwachsen bist“. Damals war ich um die 60 Jahre alt.
Liebe Frau Weise, vielen Dank für alles, wir werden Sie immer in bester Erinnerung behalten.
Richard Brandl

























































































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