Page 12 - CYC Clubjournal 2021
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 @ Thorsten Baering/Vermop
12| TinaLutz/SusannBeucke
Tina, herzlichen Glückwunsch zur Olympiaqualifikation. Wie fühlt sich das an?
Wie im Traum. Für einen Segler sind die olympischen Spiele alles. Keine Europameisterschaft, keine Weltmeisterschaft kann da heranreichen. Und irgendwie träumte ich schon als kleines Mädchen vom Einmarsch ins Olympiastadion. Das ist immer noch mein Traum.
Wie bist Du zum Segeln gekommen?
Mein Bruder fing mit dem Segeln an und mir gefiel das sofort.
Was gefällt Dir am Regattasport?
Am Anfang war das die Trainingsgruppe, der Erfolg, das Rei- sen. Und ja: ich segel einfach gerne.
Was gefällt Dir nicht?
Inzwischen das viele Reisen. Manchmal habe ich richtig Heimweh. Das ist meine größte Schwäche.
Wie bist Du zum CYC gekommen?
Der CYC war der einzige Club in der Nähe, bei dem man Se- gelsport ambitioniert betreiben konnte.
Du bist schon seit der Hälfte Deines Lebens mit derselben Segelpartnerin ein Team. Das ist ja fast wie ein altes Ehe- paar?
(Lacht.) Grundlage ist ein hohes Vertrauen. Außerdem sind wir sehr unterschiedlich, dadurch ergänzen wir uns sehr gut. Aber wir haben natürlich auch unsere Auseinandersetzun- gen. Konflikten gehen wir nicht aus dem Weg, sondern spre- chen sie an. Ich glaube auch nicht, dass es etwas bringt, seine Segelpartner schnell zu wechseln. Irgendwann kommt man immer an dieselben Problempunkte. Wenn man sich mag und einen Weg gefunden hat, die Probleme zu lösen, dann ist Konstanz besser als der Wechsel.
Du hast einen fast schon unheimlichen Willen gezeigt, nach zwei nicht geschafften Olympiakampagnen weiter- zumachen. Was hat Dich dazu motiviert?
Die gescheiterte London-Qualifikation war eine furchtbare Sache. Das hat unser Weltbild erschüttert. Wir schafften es nicht, uns die Spiele im Fernsehen anzusehen und sind ein halbes Jahr nicht segeln gegangen. Aber dann kam mit dem 49er ein neues Boot heraus und irgendwie kam dann lang- sam wieder mein alter Traum zurück.
Warum hat die Qualifikation für Rio nicht geklappt?
Wir hatten zu der Zeit noch nicht unseren Weg gefunden, wie wir uns optimal vorbereiten. Wir waren nicht Teil des DSV- Teams und erhielten daher auch keine Unterstützung. Auch mangelte es uns an Geld.
Im Gegensatz zu Deiner Segelpartnerin hast Du Deinen Trainer öfter gewechselt.Was sind hier Deine Überlegun- gen?
Ein Trainer muss immer wieder mit neuen Ideen kommen. Das wird immer schwieriger, je länger man von ihm trainiert wird. So gab es Trainer, die unser Bootshandling verbesserten und andere, die unseren Bootstrimm optimierten. Außerdem nehmen die Mentaltrainer eine zunehmend wichtigere Rolle ein.
Was ist denn schwieriger zu trainieren: Der Geist oder der Körper?
Der Geist. Natürlich. Nach der London-Geschichte war mein Selbstvertrauen im Keller. Und die Frage ist, wie baut man Selbstvertrauen auf, wenn man keines mehr hat. Da hat mir unser Clubmitglied Wolfgang Salewski mit seinem rationalen Ansatz sehr geholfen.
Erklär uns das bitte?
Wenn man den Output nicht kontrollieren kann, dann muss ich den Input kontrollieren. Wolfgang hat mir eine ganzheit- liche Sicht aller Einflussfaktoren für den Erfolg aufgezeigt, und dann haben wir an jedem dieser Faktoren systematisch im Detail gearbeitet. Das Resultat war, dass das Selbstbe- wusstsein langsam wieder zurückkam, weil ich wusste, ich habe mich optimal vorbereitet.











































































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