Page 84 - CYC Chronik 2013
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Praxis 1913 bis 2013
Alles klar zum Speigatten kalfatern!
Richard Brandl
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Mit diesem, zugegebenermaßen schwachsinnigen Spruch begrüßte uns Michael Nippus, der Sohn des Präsi- denten Dr. Peter Nippus. Es war das Jahr 1959 und wir – damaligen – Jugendlichen, von unseren Eltern zum Segel- kurs abkommandiert, saßen auf dem Bänkchen vor der Se- gelkammer und warteten auf den Dorn Ferdl, der uns in die Geheimnisse des Segelns einweihen sollte, und – ganz wichtig -, der uns der A-Scheinprüfung unterziehen sollte. Ich war damals 15 Jahre alt und meine „Kollegen“ hatten alle in etwa das gleiche Alter. Ich erinnere mich noch an den Walter Funk, Michael Nippus und Dieter Poth. Wir alle hatten damals noch keine große Ahnung vom Segeln, ich „musste“ zwar manchmal mit meinem Vater mitsegeln, und zwar immer dann, wenn er meinte, der Wind sei zu stark für meine Mutter. Und so hofften wir beide wechselseitig jeweils (meine Mutter) auf starken oder (ich) auf schwa- chen Wind. Außerdem hatte ich, wie ich zugeben muss, lei- der auch noch Angst, wenn das Boot so „schräg“ war.
Na ja, also wir saßen da und warteten auf den Dorn
Ferdl, der dann auch Punkt 9 Uhr erschien. Er musterte uns alle und ließ sich dann nur zu der Bemerkung „Aha“ hinreißen, bevor er begann, uns erst einmal zu erklären, was das ist, ein Segelboot, angefangen vom Rumpf bis zu den Spieren und dem stehenden und laufenden Gut. Wir wussten dann, was Spanten sind oder was der Unterschied zwischen „geklinkert“ oder „Karweel“ ist und wozu Stage und Wanten da sind. Er erläuterte das alles mittels eigens mitgebrachter Schautafeln, die er nach Gebrauch fein säu- berlich zusammenrollte und wieder mitnahm. Bei einer Ent- rümpelungsaktion im WL-Zimmer sind mir diese Tafeln zu- fällig in die Hände gefallen und ich musste sofort wieder an meinen ersten Segelkurs denken.
Nachdem wir uns nun auf einem Boot zurechtfinden konnten, wurde es schon ein bisschen komplizierter, denn der Ferdl erläuterte den Zusammenhang von Wind und Segel, also was es heißt, „am Wind“ zu segeln oder „vor dem Wind“, was „Luv“ und „Lee“ bedeuten und Backbord- schoten (Steuerbordhalsen) und Steuerbordschoten



























































































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