Page 56 - CYC Chronik 2013
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Fuchsjagd 1935
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Fuchsjagd des CYC
Samstag, den 29.6.1935, auf der Fraueninsel Heinrich Heidner
Diese Fuchsjagd war eine tolle und ulkige Angelegen- heit geworden, wie ja eigentlich eine Fuchsjagd sein sollte. Immerhin diese war von besonderer Art. Das Wetter war an diesem Samstagnachmittag rau und stürmisch und der Seegang war hoch. Das Fuchsboot war Z 280 (Bazi), ge- führt von Jakob Neumair.
Die allgemeine Meinung war bei der Jagdmeute ganz richtig angenommen: bei dem Wind ist das Fuchsboot unter Landabdeckung zu suchen! Es war nun lustig zu be- obachten, wie die Boote und Yachten, genau wie Spür- hunde zwischen Gstadt und der Fraueninsel einerseits und Herreninsel – Fraueninsel andrerseits hin und her flitzten.
Die festgesetzte Zeit verstrich langsam und nirgends, aber auch nirgends zeigte sich eine Spur vom Fuchsboot. Immer nervösere und kürzere Schläge wurden auf den Fangbooten gemacht, die Führer derselben wechselten ihre Anschauungen über Richtung und Lage der Schläge von Augenblick zu Augenblick. Sie zogen sich zuletzt weit auseinander, suchten in Gstadt selbst, hinter der Frauen- insel und Krautinsel, aber der Fuchs war nicht zu sehen und zu finden. Schlag 4 Uhr stand das Fuchsboot am Steg der Fraueninsel, ungesehen und ohne Kampf durchs Ziel gelaufen!
Aber, zum Teufel, wie ist das denn zugegangen? Das fragten die verblüfften, um ihren Erfolg gekommenen Fuchsjäger. Ja, das war ganz einfach.
Das Fuchsboot legte sich schon am frühen Morgen in die Binsen vor dem Gänszipfel kieloben.
Als es dann Zeit war, das Boot wieder ins Wasser zu bringen, lekte es wie ein alter Seiher.
Während sich alle Fänger nach dem schnittigen Riss des Z 280 die Augen aussuchten, zog derselbe, Boden- bretter, Persenning oben auf Deck, sich mühsam im Was- ser haltend, bei andauerndem Schöpfen des Fuchses, seine Bahn mit direktem Kurs genau zum Fraueninselsteg.
Um ihn herum jagten die Fänger und R17 fuhr direkt am Fuchsboot vorbei, der Führer mit dem Kiecker vor Augen vergeblich die Ferne absuchend!
Für das tief im Wasser liegende, bepackte Boot und für den Wasserschipper hatte keiner einen Blick! So war es gekommen, dass das Fuchsboot plötzlich am Stege lag und draussen auf dem See die lauernden Fänger darauf brann- ten, ihre Kartoffeln loszubringen!
In der Linde bei heißem Kaffee beichtete dann der halb- verfrorene Fuchs und hatte das Lachen auf seiner Seite und auch den Preis!
Das war einmal eine Fuchsjagd, wie wir sie im CYC noch nicht gesehen und mitgemacht haben.
Gstadt, Ende Juni 1935 Heinrich Heidner