Page 34 - CYC Chronik 2013
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Die Anfänge 1913 bis 1918
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Sohn Fritz die „Segelei wieder in Schwung“ brachte. Dass hier erstmals der Name „Baer“ auftaucht ist kein Zufall, denn Dr. Christian Baer war der Vater von Herbert Baer, dem späteren Mitbegründer des CYC.
Karl Raupp, ebenfalls ein Freund Haushofers, berichtet in seinen „Erinnerungen“ über halsbrecherische Segelpar- tien von Wilhelm Leibl und dessen Freund Josef Sperl. Ein Freund Sperls, Rudolf Hirth du Frênes, verewigte die bei- den auf einem Gemälde, das in der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe zu sehen ist.
Rosa Baer, die Tochter von Dr. Stradal und Ehefrau von Christian Baer schreibt in einem Brief an Oberpostmeister Meyer (Quelle SZ, 29.10.1966):
Im Jahre 75 (1875, Anm. d. Chronisten) kam mein Vater auf die Insel. Wir wohnten in diesem Sommer bei Generalarzt Krautwurst. Mein Vater kaufte dann die Villa hier von Ernst von Possart. Im Sommer 76 kam Leibl zum ersten Mal zu uns. Mein Vater war ein lei- denschaftlicher Freund des Segelsports, ebenso Leibl. Da wir verschiedene Segelboote hatten, darunter einen großen Kutter, in dessen Kajüte acht Personen Platz hatten, so fühlte sich Leibl dadurch sehr angezo-
gen. Und nun unternahm er mit Vater große und ge- wagte Segelfahrten ...
Über eine dieser gewagten Segelfahrten, die im Jahre 1879 stattfand, wird in der „Ehrwürdigen erlesenen Chro- nik der Malerherberge auf Frauenwörth“ berichtet:
Über Nacht fiel starker Wind ein und graue Wolken- züge jagten über den Himmel. Das Segelboot lag fer- tig zur Fahrt, drei junge Männer standen zur Mitfahrt und Dienstleistung bereit. Voll Freude, wieder Schiffs- planken unter den Füßen zu fühlen, fuhr Dr. Stradal hi- naus in die rollenden, rauschenden Wellen. Den gan- zen Tag bis gegen Abend. Er hatte weit draußen am Achenzipfel Backsteine lagern sehen und ließ einige davon zur Vermehrung seines Ballastes in sein Schiff einladen. Der Wind war noch stärker geworden. Einer von der Bedienung weigerte sich jetzt, weiterhin mitzu- fahren; er wollte lieber den weiten Weg um das süd- westliche Ufer zu Fuß zurücklegen. Noch einmal sah man das Segel von Frauenchiemsee aus – dann nicht mehr! Das Boot war gekentert und infolge des Ballas- tes sofort gesunken. Wohl ward es aus der Tiefe geho- ben, aber keinen der Insassen fand man mehr ...
Segeln als Sport reicher Leute, dieses Klischee wurde also schon damals bedient. Der Gerettete, Sebastian Jell aus Prien, bedankte sich bei der Mutter Gottes mit einem Votivbild, das am Achenzipfel in der Nikolaus Kapelle hängt, der Ertrunkenen, Georg Müller, Adam Schweiberer und Dr. Stradal, wird mit einer Gedenktafel gedacht, die in der Ein- gangshalle des Münsters auf der Fraueninsel angebracht ist.
Einen kleinen Eindruck der Bootstypen, mit denen ge- segelt wurde, liefern uns die Bilder der Boote von Dr. Her- bert Baer, dem späteren 1. Vorsitzenden des CYC, aus dem Jahre 1903 bzw. 1904, die zum Teil Eigenbauten waren. Hofrat Felix Schlagintweit beschreibt in seinem Buch „Ein verliebtes Leben“, wie er mit seinem Segelboot „Ayesha“ oder seinem Motorboot „Pimpernella“ den Chiemsee unsi- cher gemacht hat.
Die „Yacht“ berichtet im Heft 39/1912 über eine „Mo- torboot Regatta des ADAC“, bei der als Teilnehmer alte Be- kannte aufgeführt sind, nämlich Prof. Dr. Baer, Hofrat Dr. Schlagintweit, Prof. Dr. Mollier und Dr. Knorz. Das Rennen























































































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