Page 239 - CYC Chronik 2013
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Exakt in diesem Jahr schaffte Roman Koch ein kleines Politikum, indem er den Kontakt zu den DDR-Solingseg- lern vertiefte und das DDR-Team zum Omega Cup holte. Was für eine Sensation! Die DDR-Mannschaft wurde durch Landrat und Bürgermeister im engsten Kreis begrüßt. Unser Präsident Erwin Ludescher stellte beim Segleressen in einer seiner legendärsten Ansprachen die Oder-Neisse- Linie in Frage. Noch Jahre später, als Jochen Schümann nach Gewinn des America’s-Cups im Jahr 2003 Gast im CYC war und ohne das sonst übliche Honorar seinen Vor- trag über den America’s-Cup vor seinen Solingfreunden und den Clubmitgliedern hielt, wurde dies mit einem Schmunzeln quittiert.
1990 kam die erste Europameisterschaft einer Olym- piaklasse an den Chiemsee. Die Teilnehmerzahl wurde be- grenzt, so dass u.a. eine israelische und eine kanadische Mannschaft, die zu spät gemeldet hatten, nicht starten durften. Der spanische Olympiateilnehmer Prinz Felipe hatte viel Spaß am Chiemsee, besonders der Bayerische Abend hatte es ihm angetan. Nach drei Tagen Flaute kam ein Ostwind, der für wunderbare Wettfahrten sorgte. Fritz Geis ersegelte mit Richard und Karl Fricke einen hervorra- genden achten Platz. Diese Veranstaltung blieb der inter- nationalen Solinggemeinschaft noch lange in Erinnerung. Party, Gastfreundschaft und Wind, damit verband man den Club und unseren See. So mancher Leichtwetter-Omega- Cup wurde damit vergessen gemacht.
2008 dann die Soling Masters. Audi war sehr großzügig und spendierte einen wunderschönen Abend auf einem Chiemseedampfer mit vorheriger Schloßbesichtigung. Hier konnten wir unseren Gästen tatsächlich nur mit Gast- freundschaft was bieten; ich saß kein einziges Mal während der Wettfahrten auf der Luvseite. Die Koch-Crew wurde Dritte, eines unserer besten Leichtwetterergebnisse.
2011 das große Highlight. Die erste WM im Chiemsee Yacht Club. Eine hervorragende Veranstaltung mit tollen Festen. Die internationalen Gäste hatten Spaß an der Bayerischen Tradition, die beim Hirzinger vorgeführt wurde. Ohne die vielen Clubhelfer hätte man weder Vermessung noch Registrierung und Gästebetreuung so perfekt zu- wege gebracht. Nochmals vielen Dank an alle, die hier den Sportsgeist gelebt haben. Auffallend viele „Nichtaktive“ hal- fen und zeigten, dass ein Club nicht nur aus eitlen Regat- taseglern bestehen darf. Hans Blösl zeigte wie immer sein
Bestes, so dass Gastronomie und Gastlichkeit sich in der guten Laune aller Beteiligten wiederfand.
Ostern 2011 war ungewöhnlich heiß und in den ersten 3 Tagen leider auch windarm. Die alte Geis-Crew zeigte anfangs ihre unverlernte Leichtwindstärke und segelte vorne mit. Die letzten zwei Tage kühlte es extrem ab und der Wind frischte bis auf 6 BFT auf. Peter Hall aus Kanada siegte knapp vor Wossala aus Ungarn. Der Brasilianer Nel- son Ilha wurde Dritter, die Koch-Crew unglücklich Vierter, Buddy Maschkiwitz Zehnter und Fritz Geis Vierzehnter.
2012 fand der vierzigste Omega-Cup statt. Bei leichtem Wetter gewann Dauerchampion Karl Haist vor den Köchen, Dritter wurde Peter Hall, der eigens aus Kanada angereist war.
Die Klasse bleibt trotz vieler anderer Sportangebote von der Teilnehmerzahl her stabil. Es gibt keine Unterschiede zwischen den Bootsrümpfen, egal, ob das Boot in Kanada, Dänemark oder England gebaut wird. Jede Soling ist gleich, deshalb ist es möglich, auf allen Kontinenten ein Boot für eine Meisterschaft ohne Nachteile zu chartern. Unser Boot beim WM-Gewinn in Brasilien war 14 Jahre alt, beim WM-Zweiten in Toronto sogar 18 Jahre.
Der Erfolg der Soling-Klasse ist nicht allein auf die At- traktivität des Bootes zurückzuführen, sondern auch auf deren Gestalter. Damit spreche ich das nimmermüde En- gagement meiner Mutter an, die die Gastfreundschaft als obersten Stellenwert gesehen und gelebt hat. Mein Vater war und ist ein leidenschaftlicher Solingenthusiast.
Ich resümiere: Ein damals neu gewonnener Segler hat als Vierzigjähriger so viel Freude, dass er dem Regattasport alles unterordnet. Er nimmt einen erfolgreichen Steuer- mann aus einer anderen Olympiaklasse, segelt aktiv Re- gatten mit all den Hindernissen eines Neulings, organisiert die erste „Sponsorregatta“ Omega-Cup, die bereits über 40 Jahre stattfindet, begeistert und fördert seine Söhne, die der Klasse bis heute treu verbunden sind. Dies ist si- cherlich einmalig. Mein Bruder Roman, Vizepräsident der Internationalen Soling Organisation, lebt Vaters Traum wei- ter. Er hat die internationalen Kontakte für die Club-Veran- staltungen seit 1986 genutzt.
1971 bis 2013
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