Page 142 - CYC Chronik 2013
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Erwin Ludescher zum Geburtstag
Präsidentengeburtstag
Vorgetragen von Paul Paulus anlässlich des 60. Geburtstags von Erwin Ludescher
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Lieber Erwin!
Schadenfreude ist eine entschuldbare Schwäche, die ein Geburtstagsgratulant empfinden darf, wenn der Jubilar den Gratulanten an Jahren übertrifft, denn vom Gefühl des Gratulanten, jünger zu sein, führt der gerade Weg zur Ein- bildung, man sei grundsätzlich jung, selbst wenn die ersten 60zig der Vergangenheit angehören. Im Falle meiner Gra- tulation ist es gerade umgekehrt. Du bist der Jüngere. Es ist Dir deshalb gestattet, Schadenfreude als junger Jünge- rer zu empfinden. Wohlgefällig kannst Du an Hand der Mit- gliederkartei unsere Altersdifferenz ja feststellen lassen. Der Mensch hat zum Alter die seltsamsten Einstellungen. Ist man am Rande des Kindesalters und männlichen Ge- schlechts, so kann man die ersten Barthaare nicht erwar- ten. Die Mädchen sehnen sich nach dem unbekannten Zwang des Büstenhalters, selbst wenn „oben ohne“ gerade Mode ist (bei Transvestiten ist es wohl umgekehrt). Sind diese Ziele erreicht und einige Jahre vergangen, dann wären die meisten mit einer Rückentwicklung in jeder Form einverstanden, wobei im Interesse aller der Busen von einer Rückentwicklung ausgenommen bleiben soll. Du mein Freund hast es nicht nötig, einer vergangenen Ju- gend nachzutrauern. Die letzten zwanzig Jahre sind an Dir spurlos vorübergegangen. Nicht nur ich, sondern viele Mit- glieder zerbrechen sich den Kopf, wie „Der“ das wohl so schafft. Sicher steuert die Pflege Deiner lieben Frau den Löwenanteil an Deiner ewigen Jugend bei, aber da muss noch etwas hinzukommen, denn ich kenne so manchen, der auch bei pfleglichster Behandlung durch die Ehege- sponsin immer mehr das Aussehen eines Lederapfels Gü- teklasse B annimmt. Ich vermute, es kann bei Dir nur der saure Mosel kombiniert mit Malteser sein. Diese Mischung regelmäßig und in nicht zu geringen Dosen eingenommen, stoppt offensichtlich das Altern, sofern die laufende Zufuhr fester Bestandteile von raffiniert schmackhaften Lebens- mitteln, teils kalt, teils warm, gesichert ist. Manche haben dieses Rezept schon probiert, da sie aber schon bei den ersten Rückschlägen entmutigt sich wieder einschränkten, musste ein Erfolg ausbleiben. Die einmalige Wirkung Dei- nes Erfolgsrezeptes wird an Deiner Präsidentschaft sicht- bar. Als Dein Vorgänger weiß ich nur zu genau, welche
Kondition man haben muss, um neben dem Hauptberuf einem Club in der Größenordnung des CYC vorzustehen. Der CYC hat im Laufe seines Bestehens viele Präsidenten gehabt, die alle ihre Verdienste haben. Du, Erwin, darfst neidlos für Dich in Anspruch nehmen, bis jetzt der Präsi- dent zu sein, der am meisten Zeit in den Club investiert hat, der aber auch auf die größten Erfolge zurückblicken kann. Im Übrigen bist Du auch der Länge nach der größte von allen bisherigen Präsidenten, von mir gar nicht zu reden. Es ist müßig, Deine Verdienste im Einzelnen aufzuzählen. Wer mit offenen Augen durch das Clubgelände geht und wer sich noch an die Zeit zurückerinnern kann, als Du Dein Amt angetreten hast, der wird nicht umhin können, Dir Lob und Achtung zu zollen. Dein 60. Geburtstag bietet uns Mit- gliedern die beste Gelegenheit, Dir schlicht für alles bisher Geleistete zu danken und erlaubt uns, den hinterhältigen Wunsch zu äußern, Du mögest uns die Möglichkeit geben, bei Deinem 70. Geburtstag Deine weiteren Verdienste lo- bend herauszustellen. Rein vorsorglich soll jetzt schon we- nigstens ein Lob für Deinen Achtzigsten eingeplant wer- den, denn Planung ist alles. Um Deine von uns so liebevoll vorprogrammierte Zukunft ausreichend abzusichern, er- laube ich mir, nachstehende Leitlinien zu offerieren:
Mit sechzig ist man noch kein Greis. Wer da noch nicht zu leben weiß dem hilft kein Doktor und kein Rat, für den sind sechzig fast zu schad. Die Weisheit, die das Alter lehrt,
hat manchen schon davon bekehrt, auf eine Mark sich abzuschreiben und tatenlos herumzuschleichen. Wer solches allen Ernstes tät,
der ist zum Leben viel zu blöd.
Hast Du geliebt sechz’g Jahre lang Wein, Weib und einen frohen Sang, besteht kein Grund sich einzuschränken, man könnte höchstens daran denken, den lauten Sang fortan zu meiden
und sich für’s Essen zu entscheiden. Die Unterlage für den Wein























































































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